Ursprünglich sollte der Bauwagen möglichst hutzelige, runde, verspielte Fenster bekommen. Leider sind solche garnicht so leicht zu bekommen. Oft sind alte hübsche Fenster entweder völlig marode, es fehlen die Rahmen, manche sind aufwendig aufgearbeitet und heftig teuer oder sie werden am anderen Ende der Welt für Selbstabholer angeboten. Vermutlich kann man, wenn man lange genug sucht, auch gute Fenster zu fairen Preisen finden, aber wir hatten eben ein wenig Zeitdruck.
Eine Alternative zum Gebrauchtkauf wäre es die Fenster selbst zu bauen. Das ist vermutlich mit handwerklichem Geschick garnicht soo schwer. Ohne Erfahrung und entsprechendem Maschinenpark kann aber auch das Selberbauen durchaus zur Zeitfalle werden. Außerdem hatte ich die Befürchtung das die Fenster später nicht gut schließen weil sich z.B. das Holz noch verzieht, aufquillt oder ähnliches.
So sind wird dann bei gebrauchten Isolierglasfenstern mit Holzrahmen gelandet, die wir gegen Keramik eintauschen konnten. Diese Fenster sind schwer, robust und für einen Bauwagen von bester Qualität.
Einbau
Lange Zeit wurden Fenster am Gebäude verankert und der Spalt zwischen Rahmen und Wand mit Bauschaum gefüllt. Auf den ersten Blick scheint das ein tolles Verfahren zu sein. Der Schaum quillt auf und füllt jede Ritze. Beim zweiten Blick offenbart sich aber ein Nachteil der sich besonders bei einem Bauwagen auswirkt. Der Bauschaum wird hart und kann keine Bewegungen im Material ausgleichen. Sobald also ein Spalt zwischen Fenster und Wand entsteht, z.B. durch arbeitendes Holz oder Verwindung des Wagens, wir dieser nicht automatisch geschlossen und es könnte eine Kältebrücke entstehen.
Die modernere Variante zum Bauschaum ist Kompriband. Das ist solange es auf der Rolle ist komprimiert und dehnt sich nach dem Abrollen langsam aus. In diesem Fall von 3mm auf 15mm. Dieser Schaumgummi bleibt elastisch und kann Bewegungen im Verbund ausgleichen. Ich finde es auch deutlich angenehmer zu verarbeiten als Bauschaum.
Das Verschrauben mit dem Rahmen erfolgt mit speziellen Fenster-, bzw Rahmenschrauben. Sie haben ein durchgehendes Gewinde und relativ kleine Köpfe. Um das passgenaue Einsetzen des Fensters zu erleichtern habe ich mir mit 4 Reststücken Holz einen Anschlag improvisiert. Das Loch durch den Fensterrahmen muss in der zur Schraube passenden Größe vorgebohrt werden. Dann kann das mit Keilen ausgerichtete Fenster im Rahmen verschraubt werden, ohne das die Schrauben den Rahmen beim Festziehen bewegen. Der schmale Kopf verschwindet im Rahmen und das Fenster hält dann auch ohne die Keile an der richtigen Stelle. Nach einigen Stunden hat das Kompriband sich dann vollständig ausgedehnt, die Fuge ist dicht und das Fenster ist fertig…
Rahmen zur Hinterlüftung
Die Fenster schließen mit dem Ständerwerk ab auf dem dann noch die Hinterlüftung mit Außenfassade montiert wird. Also braucht es noch einen Rahmen der verhindert das es in die Hinterlüftung regnet. Außerdem schließt dieser Rahmen auch das Fenster optisch ab.
Der Rahmen ist aus zwei auf Gehrung geschnittenen Leisten gebaut die wasserfest verleimt und genagelt sind. Unten ist ein leicht geneigtes Fensterbrett angesetzt das auf der Unterseite eine Tropfrinne hat damit der Regen besser abtropft. Der Rahmen ist auf den Fotos nur lose eingesetzt und wurde vor dem endgültigen Verschrauben mit Edelstahlschrauben noch vollständig mit PU-Acryl-Lack lackiert. Die Kanten zum Fenster werden mit Silikon abgedichtet.
Sonderlösung
Unsere eingetauschten Fenster sind für einen Bauwagen schon relativ groß und an einigen Stellen auch leider nicht so optimal vom Höhen-Breitenverhältnis. Wir haben also kurzerhand entschieden sie um 90° verdreht einzubauen. So passen sie gut in unser Konzept, werden aber völlig anders betrieben als ursprünglich vom Hersteller gedacht. Wie man auf den Bildern sieht öffnen sich die Fenster nun ganz anders.
Außerdem ist in den Fensterrahmen unten eine Vorrichtung die hineinlaufendes Wasser ablaufen lässt. Selbige ist bei uns jetzt völlig nutzlos an der Seite. Um Probleme mit Wasser im Rahmen zu umgehen bekommen die Fenster unten eine überhängende Regenleiste. Der Winter wird zeigen wie gut das funktioniert.
Und doch ein Selbstbau
Durch einiges spontanes Umplanen hat sich für die Küche ein Fenstermaß ergeben das wir aus unseren Tauschfenstern leider nicht abdecken können. Hier werde ich nun doch ein Fenster komplett selber bauen. An dieser Stelle ist das ‚Loch‘ im Ständerwerk vorgesehen, die Außenfassade ist aber durchgezogen. So kann ich dieses Fenster auch gemütlich im Herbst bauen und mich jetzt auf die wesentlichen Dinge stürzen.
Außerdem wird es noch ein halbrundes Fenster direkt im Dachbogen geben. Auch das werde ich selbst bauen. Da es allerdings fest im Rahmen sitzen soll ohne Möglichkeit es zu öffnen wird das eher einfach zu bauen sein…