Küche

Natürlich wird der Bauwagen eine Küche brauchen, doch wie genau die aussehen soll war lange Zeit unklar. Bei lediglich 6m Länge des Wagens soll sie natürlich möglichst klein sein, aber groß genug um das Kochen und Abwaschen nicht jedes Mal zu einem logistischen Drahtseilakt werden zu lassen… Um die Zeit bis die endgültige Küche zurechtgefrickelt ist zu überbrücken haben wir eine alte Wickelkommode zweckentfremdet…

Grundsätzliche Überlegungen

Der vom Korpus umschlossene Raum soll möglichst gut zum Verstauen von Töpfen, Lebensmitteln und Sonstigem genutzt werden können. Es soll einfach sein Ordnung zu halten, die Dinge wiederzufinden und alles soll möglichst effizient funktionieren.

Die am wenigsten aufwändige Variante eine Küche zu bauen wäre ein Rahmen mit Regalböden und Vorhängen. Allerdings sehe ich da einige Nachteile: Regalböden mit fast 60cm Tiefe sind von vorne kaum einsehbar und so wandern die weniger häufig genutzen Dinge mit der Zeit nach hinten und kommen nie wieder ans Tageslicht weil man sie nie sieht und demnach kaum noch weiß das es sie gibt. Braucht man sie doch irgendwann muss man den halben Schrank ausräumen um ranzukommen. Vorhänge würden wahrscheinlich besonders im Kochbereich sehr schnell ziemlich dreckig da man sie anders als ein behandeltes Holz nicht schnell mal abwischen kann wenn die Tomatensauce doch mal gespritzt hat.

Die deutlich aufwendigere und teurere Variante sind Schubkästen mit Vollauszügen. Anders als bei den Regalböden können auch Dinge weit nach hinten gestapelt werden und sie sind trotzdem sehr einfach zugreifbar, da der Schubkasten vollständig ausziehbar ist. Wenn ich die Wahl habe, dann mache ich mir lieber einmal die Arbeit und habe danach für alle Zeit meine Ruhe. Insofern ist die Wahl auf die Schubkästen gefallen. Außerdem werden die Schubkästen nicht alle gleich hoch ausfallen, sondern der vorgesehenen Anwendung angepasst. Eine Besteckschublade braucht nicht so hoch zu sein wie eine für Teller.

Bevor ich die ersten konkreten Pläne gemacht habe bin ich durch einige Möbelhäuser geschlendert und habe mir Küchen angeschaut. Einfach um zu sehen an was man denken sollte. Viel kam da nicht bei rum, außer der Erkenntnis das ich mir niemals eine Küche von der Stange kaufen werde. Die Dinger sind teuer aber aus billigstem Plastik-Späne-Holz gefertigt und um den vermeintlichen Massengeschmack zu treffen sind sie in meinen Augen unpraktisch bis untauglich…

Der Korpus

Der Korpus und die Frontseiten der Schubkästen sind aus sibirischer Lärche gemacht. Dieses Holz hat eine schöne Maserung, ist deutlich härter als die Fichte/Tanne und trotzdem noch recht bezahlbar als Hobelware zu bekommen. Da die Bretter 19,5cm breit sind konnten die Fronten der Schubkästen ohne allzuviele ‚Brüche‘ in der Maserung zusammengeleimt werden.

Die Grundidee besteht darin 3 rechteckige Rahmen zu bauen die zusammen mit der Bauwagenwand den Korpus der Küche bilden. Die beiden Seitenteile werden mit 4mm Kiefernsperrholz gefüllt, die Front erhält senkrechte Streben an den Stellen wo eine Reihe Schubladen in die Nächste übergeht. Es werden drei Reihen Schbladen eingplant.

Arbeitsplatte

Eine Platte aus richtigem Holz sollte es sein, keine plastikbeschichtete Küchenspanplatte. Am liebsten hätten wir eine fette Bohle mit Waldkante haben wollen. Allerdings sind die nicht einfach zu finden und außerdem nicht grad billig. Außerdem habe ich keine Erfahrung wie sehr so eine Bohle noch arbeitet und schüsselt. Daher ist es auch hier ein Kompromiss geworden: Eine 26mm Eichen-Leimholzplatte, die mit ihrem dunklen Holz einen schönen Kontrast zur bisher hellen Fichte/Tanne des Interieurs bietet.

Schubkästen

Für Schubkästen kam ein 90°-Verleimfräser zum Einsatz. Der erzeugt ein Profil bei dem die Ecken einen schönen 90° Winkel ergeben und sorgt dabei für eine möglichst große Fläche für den Leim. Er ist im Prinzip ein Kompromis zwischen Fingerzinken und ’stumpf‘ Aneinanderleimen.
Als Material kam 10mm Birkenmultiplex zum Einsatz, die Böden sind aus 4mm Buchenmultiplex.
Die Kästen wurden als vollständige Schubkästen aus dem Multiplex gebaut. Die Frontblende wurde esrt später aufgesetzt. Sicherlich wäre es ‚eleganter‘ gewesen an der forderen Seite das Multiplexbrett wegzulassen und die Frontblende als tragenden Teil des Schubkastens einzubeziehen. Der Vorteil der nachträglichen Frontblende ist die Möglichkeit Ungenauigkeiten bei den Schubkasten optisch auszugleichen. Der Schubkasten selbst kann so z.B. leicht schief im Korpus eingebaut sein. Wenn die Frontblende grade sitzt sieht man den Fehler nicht…

Schutzmaßnahmen

Um sowohl die Arbeitsplatte als auch die Fronten zu schützen werden die Oberflächen mit Öl behandelt. Ein erster Versuch mit Leinöl war allerdings von nur bescheidenem Erfolg. Die Arbeitsplatte wurde vor dem Ölen mit 220 Schleifpapier geschliffen und mit 2 Schichten Leinölfirniss behandelt. Am Morgen nach der Küchen-Einweihungs-Koch-Aktion waren allerdings an manchen stellen helle Flecken sichtbar. Bei näherer Untersuchung hat sich gezeigt das sich die Fasern des Holzes aufgestellt hatten und sich die Flecken rauh angefühlt haben. Diesen Effekt kann man vermeiden wenn man vor dem Behandeln das Holz nass macht und wieder trocknen lässt. Nach dem Trocknen haben sich die Fasern aufgestellt und können abgeschliffen werden. Wenn man diesen Vorgang zwei bis drei Mal wiederholt sollte nichts mehr passieren und die Behandlung mit Öl kann durchgeführt werden. So habe ich es dann auch gemacht. Aufgrund der Vorbehandlung mit der Leinölfirniss hat sich selbst 80er Schleifpapier recht schnell zugesetzt, aber letztlich scheint scheint das Ergebniss brauchbar zu sein. Zur Sicherheit habe ich dann aber statt der Leinölfirniss ein speziell für Küchenarbeitsplatten geeignetes Öl verwendet.

Auch die Schubkästen, der Korpus und die Wand im Küchenbereich wurden mit diesem Öl behandelt.

Kochmöglichkeit

Im Prinzip wäre es durchaus möglich gewesen einen Elektro-Herd einzubauen, da wir an unserem Standort einen Stromanschluss haben.
Das Kochen mit offener Flamme erschien uns aber irgendwie stimmiger für einen Bauwagen, zumal eine solche Variante unabhängiger macht. Solange man den Brennstoffvorat im Auge behält kann einem kein FI-Schutzschalter einen Strich durch die Rechnung, sprich Abendessen machen.

Die gängigste Variante, für die wir uns auch entschieden haben, ist wohl Propangas aus den grauen bzw. roten Flaschen. Grundsätzlich hätte man sich auch noch für Spirituskocher, wie sie in kleinen Yachten teilweise verwendet werden, entscheiden können, doch aufgrund des Gestanks von Spiritus und der umständlicheren Handhabung kam das nicht in die engere Auswahl.

Aufgrund des eher beschränkten Platzangebots kam nur ein 2-flammiger Herd in Frage und nach längerer Recherche habe ich ein Einbaukochfeld mit einer Grundplatte aus Glaskeramik gefunden. Das gute Stück ist somit gut zu reinigen und deutlich hübscher als die emalierten Blechkisten aus dem Campingbedarf oder die VW-Bus-Koch-Abwasch-Kombi aus Edelstahl.

Spülbecken

Wie oben schon angedeutet soll im Bauwagen, mittlerweile auf Holzschloss umgetauft, kein schnödes Edelstahlbecken eingebaut werden. Glücklicherweise ist hier aber mal kein langes Suchen nach Alternativen notwendig. Es wird natürlich ein rundes Keramik-Spülbecken aus eigener Produktion…

Der Abfluss ist übrigens nicht mit der Kanalisation verbunden, sondern endet einfach in einer Sickergrube unterm Wagen. Damit verbietet sich der Einsatz von handelsüblichen Spülmitteln etc. Allerdings lassen sich mit Zitronensaft und heißem Wasser durchaus gute Ergebnisse erzielen.
Für extrem hartnäckige Fettränder kann in Ausnahmefällen mal ein Outdoor-Waschmittel verwendet werden. Waschnüsse habe ich noch nicht probiert, werde ich aber noch machen. Wenn alle Stricke reißen gibt es unweit des Bauwagens noch eine echte Küche mit Anschluss an die Kanalisation. Dann muss das Geschirr von Zeit zu Zeit mal umhergetragen werden.

Das Spülbecken hat eine handelsübliche Ablaufgarnitur die etwas modifiziert wurde um Platz zu sparen. Unter einem normalen Spülbecken ist ja meistens ein Siphon der die unangenehmen Gerüche aus der Kanalisation abhalten soll. Letztere gibt es bei uns nicht, also kann auch der Siphon eingespart werden. Das wiederum schaft Platz für eine weitere Schublade.

Um ein möglichst einfaches Frickeln zu ermöglichen ist die Abwasserleitung aus flexiblem Schlauch der im Bereich direkt unter dem Spülbecken durch eine Führung aus Holz geführt wird. Dadurch kommen sich Schlauch und Schubkasten nicht in die Quere.

Wasserhahn

Da gibt es kaum was zu sagen. Hübsch sollte er sein und zum Gesamtbild passen. Wie immer hilft das Internet, da bei den Baumärkten nur der übliche Chrom-Schick zu finden war..

Ein Wasseranschluss per Gartenschlauch ist bei unserem Wagen vorhanden. Der wird per Kupferrohr durch den Boden des Wagens geleitet und an den üblichen Panzerschlauch des Wasserhahns angeschlossen. Die notwendigen Anschlüsse werden an das Kupferrohr gelötet. Das ist nicht weiter schwer: Die Lötstellen werden mit Schmirgelvlies blank gemacht und mit etwas Lötpaste (trinkwassertauglich) eingestrichen. Die Muffe wird aufgesetzt und danach solange mit dem Lötbrenner erhitzt bis die Lötpaste zu fließen beginnt. Jetzt wird noch etwas Lötzinn an die heiße Verbindungsstelle gehalten. Das Zinn muss ohne weitere Hitzezufuhr in die Spalte fließen. Fertig.

Da unser Hahn allerdings ein Warm-Kalt Modell ist muss der zweite Anschluss verschlossen werden damit das Wasser nicht über diesen Weg aus dem Hahn laufen kann. Dazu habe ich auch dort einen Panzerschlauch mit einem Stopfen angeschlossen. Genau das hat uns aber vermutlich diesen Winter den Wassserhahn zerstört.

Im Herbst habe ich den Gartenschlauch abmontiert und das Wasser durch Öffnen des Hahns aus dem Anschluss laufen lassen. Allerdings ist das Wasser im stillgelegten Ende des Hahns dadurch nicht rausgekommen. Bei frostigen Nächten mit -15°C ist der Hahn kaputtgefroren. Der Schaden war winzig und kaum zu bemerken. Zwei winzige Risse durch die pro Minute vielleicht ein Tröpfchen Wasser ausgetreten ist. Das ist ärgerlich, zumal der Hahn nicht grad günstig war und nebenbei ziemlich lange Lieferzeiten hat. Da er aber eh schon kaputt war habe ich versucht ihn zu reparieren, schlimmer kann es ja nicht werden.

Zuerst habe ich die undichten Stellen markiert, den Hahn komplett zerlegt. Alles was nicht hitzefest ist muss raus da es beim anschließenden Löten natürlich wegbrennen würde. An den markierten Stellen habe ich mit einem dünnen Metallsägeblatt einen kleinen Schnitt gemacht um dem Lötzinn Raum zu geben wo es hinlaufen kann. Jetzt geht es weiter wie immer beim Löten: Lötpaste drauf, erhitzen und sobald es fließt noch vorsichtig Lötzinn nachlaufen lassen. Nachdem der Hahn wieder abgekühlt ist wurde er zusammengesetzt, eingebaut und getestet. Das Spiel habe ich mehrfach wiederholt bis er wirklich dicht war. Nachdem das geklärt war habe ich den Han ein letztes Mal demontiert, das überflüssige Lötzinn weggefeilt, geschliffen und poliert. Leider ist bei der ganzen Löterei die schöne antike Färbung des Messing verschwunden. Um da wenigsten ein wenig nachzuhelfen hab ich den Hahn dann nochmal auf vielleicht 200°C erhitzt damit er an der Luft eine Oxidschicht bildet. Fazit: Nicht mehr ganz so perfekt wie Neu, aber 80€ und viel Wartezeit gespart.

und schon ein Umzug…

Vielleicht ist es Dir schon aufgefallen das die Küche auf manchen Bildern an unterschiedlichen Stellen steht?
Grundsätzlich war es geplant die Küche neben das Bett zu stellen und so den Wagen in zwei Bereiche zu teilen. Einen Wohnbereich mit hoher Decke und den Schlaf- und Kochbereich mit niedriegerer Decke. Die Küche sollte das Bett auch optisch ein wenig vom Rest des Wagen abtrennen. Bei dieser Variante war es noch geplant die Küche L-förmig zu bauen. Dieser Plan hat sich aber mit der Zeit geändert. Zuerst ist der kurze Zipfel vom ‚L‘ weggefallen und einem ‚konventionellen‘ Korpus gewichen. Nachdem die Küche dann am geplanten Ort stand wurde uns klar das sie dort nicht optimal steht. Zum Einen musste man sich etwas bücken um beim Kochen aus dem Fenster gucken zu können und zum Anderen wirkte das am Bett etwas gedrängt.

Schon nach einer Nacht war am nächsten Morgen der Gedanke:
Warum stelle ich die Küche nicht in den Bereich mit hoher Decke? Da kann ich ohne krummen Rücken aus dem Fenster schauen. Außerdem wird das Bett dann zum Teil des kuscheligen Wohnbereichs und kann mit Tagesdecke als Couch genutzt werden. Gegenüber des neuen Küchenstandorts wird es dann noch einen kleinen Essbereich mit Klapptsich geben. Alles in allem sind wir mit dem neuen Raumkonzept viel glücklicher.