Bauwagen

Ein schöner Bauwagen, liebevoll eingerichtet nach eigenen Wünschen und Geschmack… …ein Traum! Nach einigem Hin- und Her, das hier nicht vertieft werden soll, ist ein wunderschöner Platz gefunden und der Traum kann endlich in Erfüllung gehen. Hier werde ich alles beschreiben.

Das Luftschloss…

Nachdem sich zum ersten Mal abgezeichnet hat das wir vielleicht wirklich einen Bauwagen bauen werden haben wir natürlich angefangen rumzuspinnen wie das gute Stück aussehen soll, wie die Inneneinrichtung sein soll und waren uns schnell einig das wunderschön verspielt und hutzelig die richtigen Merkmale sind. Mit vielen kleinen Rundfensterchen und Blumenkästen. Eben so wie man einen Bauwagen im Kinderbuch malen würde.

Relativ schnell wurde uns allerdings klar das Kinderbuchzeichner sich eben nicht mit so Kleinigkeiten wie optimale Raumausnutzung, Straßenverkehrsordnung, Statik, handwerkliche Möglichkeiten und Kosten plagen müssen. Wir werden also einige Kompromisse eingehen müssen und versuchen das Beste rauszuholen.

Mit einigen einfachen Handskizzen umreißen wir recht früh die Grundidee: Es wird einen Wohnbereich, eine kleine Küche und einen Bürobereich im Erdgeschoss geben. Das Bett kommt über das Büro in den zweiten Stock. Eine Toilette oder Dusche wird es nicht geben da das Toilettenhäuschen nur ein paar Sekunden entfernt ist.

Welches Gestell?

Da gibt es viele Möglichkeiten. Die Amis haben grad einen Boom auf „Tiny Houses“. Im Prinzip ein winziges Haus auf einem ’normalen‘ PKW Anhänger. Oft sind sie 9m lang und 2,5m breit und haben mit Toilette, Dusche, Küche, Waschmaschine etc. alles was der moderne Mensch so zu brauchen glaubt. Das allerdings auf kleinstem Raum und eben transportabel wenn der PKW genügend Eigengewicht und PS hat. Solche Anhänger sind in Deutschland eher schlecht zu bekommen wenn das Budget klein ist, denn es gibt sie eigentlich nicht gebraucht. Der Klassiker sind hierzulande Bau- oder Zirkuswagen oder Ackerrollen. Da aber immer mehr Baustellen mit Containern ausgerüstet werden gibt es immer weniger gute Bauwagen auf dem Gebrauchtmarkt. Oft sind sie in fragwürdigem technischen Zustand (Reifen, Bremsen etc) und die Aufbauten sind völlig hinüber. Selbst für diese Exemplare zahlt man selten weniger als tausend Euro und hat dann noch das Problem das Gestell an seinen Bestimmungsort zu transportieren. Wenn man keine geeignete Zugmaschine (Trecker, LKW) hat und mit 25km/h durch die halbe Republik schaukeln will kann es schnell noch teurer und komplizierter werden, denn dann muss man irgendjemanden finden der das übernimmt. Natürlich findet man auch fahrbereite, wunderschön ausgebaute Bauwagen, die aufgrund von Reifen, Bremsen und technischem Zustand mit 80km/h gezogen werden können. Hier sind Speditionen viel einfacher und günstiger zu bewegen den Anhänger zu transportieren, leider kosten solche Wagen ziemlich viel Geld und man bringt sich um den ganzen schönen Bastelspaß…

Warum braucht man eigentlich ein fahrbares Gestell?
Wenn ein Bauwerk keine Räder hat ist es kein Wagen und kann nicht bewegt werden. Das Bewegen ist einerseits aus rechtlichen Gründen wichtig, denn viele Bauwagenplätze sind nur deswegen durch die Städte geduldet weil sie auf Zuruf aufgelöst werden können / müssen. Z.B weil das Gelände anderweitig genutzt werden soll. Das geht im Prinzip nur mit fahrbaren Behausungen. Ob theoretisch auch Container auf einem Wagenplatz geduldet wären habe ich nicht in Erfahrung gebracht. Ein weiterer Grund ist die eigene Mobilität. Vielleicht will man ja eventuell mal umziehen und da ist eine transportable Wohnung praktischer als eine feststehende.

Unser Gestell…

Wie der Zufall es so wollte stand seit vielen Jahren einige hundert Meter neben unserem Zielstandort ein altes 6m-Gestell im sumpfigen Wald was wir einfach so haben konnten. Grandios!
Doch ich hatte so meine Bauchschmerzen mit diesem Gestell, da überhaupt keine Informationen darüber verfügbar sind und er auch nur eine Mittelachse hat.

  • Für was wurde das Gestell früher genutzt?
  • Hatte es je eine Straßenzulassung? –
  • Wieviel Gewicht können die Zwillingsreifen und die Achse tragen? –
  • Trägt das Stahlgerüst das Gewicht? –
  • Wie verbreitere ich das nur 1,35m breite Gestell um auf die maximal zulässige Breite zu kommen? –
  • Usw…

Viele der Fragen sind gar nicht relevant solange der Wagen nur an seinem Platz steht. Schön an den Eckpunkten aufgebockt haben die Reifen nur einen Teil des Gewichts zu tragen und auch das Gestell wird entlastet. Allerdings wird ein möglicher Transport eine Herausforderung. Da allerdings der Wagen ohne Bremse und Typenschild eh niemals eine Straßenzulassung bekommen würde haben wir uns für einen Transport via Tieflader entschieden. Das Geld das wir jetzt beim Kauf und Antransport eines Gestells sparen können wir später dann investieren.

Die Planung…

Trotz ausgeprägten Frickelwahns und einer ausgesprochenen Holzaffinität muss ich über ein derartig großes Projekt schon mächtig nachdenken und diese Gedanken in geeigneter Form fixieren. Ich war mir schnell mit mir einig das ich keine Lust auf hunderte Handskizzen hab die ich ständig ändern muss und die am Ende kaum lesbar sein werden. Also habe ich mich auf die Suche nach geeigneten Planung-Tools gemacht und bin letztlich bei Sketchup gelandet. Im CAD kann ich direkt sehen ob die Teile passen oder nicht, ob ich einen Denkfehler in der Konstruktion habe und am Ende kann ich im Prinzip jedes einzelne Brett für die Materialliste auszählen. Die Einarbeitungsphase in Sketchup ging erstaunlich einfach und schnell vonstatten. Als Übungsprojekt habe ich direkt einen Bauwagen gezeichnet und habe schon an einem intensiven Abend erstaunliche Ergebnisse erzielt. Der Übungswagen hatte erstmal nur frei erfundene Dimensionen, hat mir aber schon sehr schon ein Gefühl für die Konstruktion vermittelt. Im Prinzip baue ich den Wagen zweimal. Einmal im CAD (wobei ich mir schon Gedanken über Reihenfolgen machen kann) und einmal in der Realität. Bei letzterem sind Fehler teuer und führen zu Pfusch und deswegen mache ich diese Fehler lieber in der virtuellen Konstruktionsphase. Die Planunug des ‚echten‘ Wagens verlief Schubweise und wurde immer wieder durch neue Erkenntnisse komplett auf den Kopf gestellt. Mal kamen neue Materialien ins Spiel, mal neues Wissen über Arten des konstruktiven Holzschutzes und mal konnte eine von zwei potentiellen Möglichkeiten ausgeschlossen werden. Insgesamt sind ungezählte Tage in die Planung und Recherche geflossen und mancheiner hätte wahrscheinlich den einfacheren Weg gewählt und einen konkreten Wagen zum Vorbild genommen und dessen Prinzip nachgebaut. Allerdings ist es mir wichtig zu verstehen warum was wie gemacht wird. So kann ich aus verschiedenen Möglichkeiten diejenige wählen die mir am besten gefällt, ich kann Teile weglassen die ich nicht brauche oder etwas hinzufügen was mir wichtig erscheint. Ich kann entscheiden was Pultdach vs. Tonnendach bedeutet und was die jeweiligen Varianten kosten, wiegen und abschätzen welchen Arbeitsaufwand sie mitsich bringen. Und dümmer wird man dabei auch nicht…