Tischkreissäge (Eigenbau)

Rumgefrickelt habe ich schon mein ganzes Leben. Früher war es Lego und Fischertechnik, später kamen andere Materialien zum Einsatz. Frustrierend war bei letzeren eigentlich meistens die Genauigkeit. Ein Gehirn das jahrelang in exakt planen Flächen und 90° Winkeln trainiert wurde ist bei Arbeitsergebnissen von Stichsäge und Co einfach nie zufrieden. Geholfen haben in manchen Fällen die Zuschnitte aus dem Baumarkt, aber erstens schneiden die einem auch nicht immer alles so genau und die Spontanität beim Umsetzen irgendwelcher ‚KurzMalSo-Projekte‘ lässt auch zu wünschen übrig.

Eine Lawine in meinem Fricklerleben hat die erste Tischkreissäge ausgelöst. Die Anschaffung war ein reines Rechenbeispiel: Ich brauchte für die Imkerei einige Bienenstöcke, die man sehr kostengünstig selber bauen kann sofern man das Holz vernünftig zuschneiden kann. Nach nur 5 vollständigen Bienenstöcken ist eine Bosch PTS 10 schon amortisiert…

Ich war begeistert von den Möglichkeiten. Von einem 2 Meter langen Brett einen 5cm Streifen abzuschneiden und das Ganze grade und winklig… Super!

Nach den ersten, eher grob geschreinerten Bienenstöcken kamen wie von selbst weitere, durchaus auch feinere Projekte. Sobald man seine Möglichkeiten erweitert kommen weitere Ideen, weitere Möglichkeiten und weitere Ideen… …ein Kreislauf der nicht mehr aufzuhören scheint und nur von der verfügbaren Zeit und der Werkstattgröße beschränkt wird.

Die BOSCH PTS 10

Wie oben schon geschrieben hat diese Säge meine Möglichkeiten beim Frickeln schlagartig so erweitert, dass ich heute nicht mehr verstehe wie ich mein bisheriges Leben ohne Tischkreissäge ausgehalten habe. Die Kleine kommt auf den ersten Blick mit allem daher was man als Einsteiger so braucht:

  • Parallelanschlag,
  • verstellbarer Winkelanschlag,
  • Schiebetisch,
  • der Motor ist ausreichend stark,
  • einige Arbeitsflächenvergrößerungen,
  • transportabel …
  • es gibt einige Möglichkeiten die Säge zu justieren (Schiebetisch und 90°-Anschlag des Sägeblatts)

Die Einschränkungen

Nachdem erstmal die Möglichkeit da war einen langen, geraden und winkligen Schnitt zu machen sollte sie auch genutzt werden können. Da sie Säge bei mir einfach nur auf einem festen Werktisch rumstand war das allerdings eher kompliziert, denn man braucht vor UND hinter der Maschine ausreichend Platz um lange Bretter schneiden zu können. In meiner kleinen Werkstatt geht das aber nicht. Daher musste die Säge auf eine stabile, rollbare Unterlage. Weiterhin ist die Tischgröße der Säge eher bescheiden. Die rollbare Unterlage soll also auch hier Abhilfe schaffen.

Glückliche Partnerschaft?

Einige Zeit haben die PTS 10 und ich eine ganz gut zusammengearbeitet. Allerdings kamen mit meinen wachsenden Anforderungen dunkle Wölkchen am Himmel auf. Die mitgelieferten Asnchläge sind in ihren Einstellmöglichkeiten recht begrenzt. So kann der Parallelanschlag vielleicht 30cm rechts vom Sägeblatt festgeklemmt werden. Der Schiebetisch kann so um 25cm bewegt werden, so dass besonders bei Winkelschnitten durch breitere Bretter einfach nicht genügend Resereve vorhanden ist. (oben genannte Maße sind nicht exakt und nur aus meiner Erinnerung)

Wenn man jetzt einen Blick Richtung Youtube wirft findet man eine schiere Flut von nützlichen Anschlägen für die Tischkreissäge. Angefangen bei einfachen RipCut über Rahmenhilfen bis hin zu komplexen Fingerzinken kann man sich Inspirationen holen. Diese Anschläge brauchen aber eine vernünftige Führung in Form von Nuten auf dem Sägetisch. Vernünftig meint hier sicher und spielfrei.Den T-Nuten in der Bosch (mit ihren exotischen Maßen ????) habe ich allerdings nie besonders viel zugetraut.

Die Scheidung

Beim aktuellen Projekt habe ich, nachdem ich alle Teile für eine Kommode nach Schnittliste geschnitten hatte, festgestellt das eigentlich nichts so richtig winklig war. Aaaarghh!

Eine längliche Untersuchung hat mir dann aufgezeigt das die PTS 10 gewisse Mängel aufweist:

  1. Der Schiebetisch ist nicht plan zum Rest des Tisches. Wenn ich jetzt das Sägeblatt mit einem Schlosserwinkel auf der rechten Seite der Sägeblatts auf 90° ausrichte und ein Brett schneide das links vom Sägeblatt auf dem Schiebetisch liegt dann kommen da keine 90° bei raus.
  2. Der Schiebetisch hat Spiel. Er bewegt sich, besonders wenn er ganz ausgeschoben ist um einige Millimeter. Es gibt zwar Schräubchen mit denen das Spiel eingestellt werden kann, leider hilft das aber bei den Punkten 1 und 3 nicht.
  3. Der Winkelanschlag kann sich in der T-Nut um einige Zehntel bewegen. Das kann die Schraube mit der der Winkelanschlag in der T-Nut geklemmt wird nicht verhindern, da der Hebel viel zu groß ist.

Und jetzt…?

Ich habe meine PTS 10 echt geliebt. Sicher ist sie nicht die beste Maschine der Welt, aber sie ist günstig, transportabel (leicht) und für den Einstieg bestimmt eine gute Wahl. Trotzdem werde ich mir jetzt nicht alle 3 Jahre eine Neue kaufen. Aber was soll ich mir den jetzt zulegen? Eine gebrauchte Tischlermaschine? Eine blaue Bosch? Makita etc….?

Das ist echt schwierig. Es gibt relativ günstige, gebrauchte Maschinen, massiv und unzerstörbar aber viel zu groß und schwer um sie in meine Werkstatt zu bringen. Die transportablen ‚Profimaschinen‘ ab 1000€ mögen sicher besser sein als die PTS 10 aber so richtig überzeugen sie mich auch nicht.
Also darf also wieder gefrickelt werden…

Der Plan

Ich werde die PTS 10 zerlegen, nur den Motor mit der Höhen- und Winkelverstellung weiterverwenden und den originalen Tisch, Plasterahmen und die wackeligen Verlängerungen einfach der Restverwertung zukommen lassen.

Natürlich sind mir sofort größenwahnsinnige Ideen von gigantischen Schiebetischen auf Rollenführungen und ähnliches für die neue Säge in den Sinn gekommen. Allerdings bleibt meine Werkstatt eher klein und im Zweifel werde ich auch das neue Stück mal irgendwohin mitnehmen müssen.

Also backe ich erstmal kleinere, solidere Brötchen und werde dabei hoffentlich genügend Erfahrungen sammeln. Vorerst versuche ich mein Hauptaugenmerk auf Präzision legen. Komfortmerkmale können dann entweder zugerüstet werden oder kommen bei der unvermeidlichen zweiten Version.

Machbarkeit

Wenn man der PTS 10 unters Röckchen schielt findet man 4 Schrauben mit der die gesamte Tisch- und Motoreinheit vom Plastikrahmen lösen kann. Die Motoreinheit selbst ist dann mit weiteren 6 Schrauben am Tisch fest. Es sieht so aus als ob der Grundidee nichts im Wege steht.

In einer halben Stunde ist die Alte zerlegt, eine weitere halbe Stunde später ist sie auf ein altes Stück Tischlerplatte geschraubt, um mal ein Gefühl dafür zu bekommen woran man bei der Neuen so denken muss.

Umsetzung

Während einige Frickelkollegen im Netz auf sehr dicke Multiplex-Platten setzen und alle Aussparungen reinfräsen werde ich mein Glück mit zwei dünnen Platten versuchen. Eine 9mm Birke Multiplex ergibt die Basisplatte an der die Motoreinheit aufgehängt wird. Eine weitere 9mm Siebdruckplatte wird als Deckplatte verwendet. Ich hoffe so einige Fräsarbeiten sparen zu können und die Insets leichter herstellen zu können.
Damit die nur 18mm dicke Gesamtkonstruktion ausreichend Steif wird und trotzdem leicht bleibt werden ggf. einige Aussteifungen angebracht….